Gesundheit: Unsere Ideen und Forderungen zur Landtagswahl 2022

Im Mittelpunkt des Gesundheitssystems stehen die Patient*innen und Arbeitnehmer*innen. Unsere Gesundheitspolitik basiert auf Vorsorge und Prävention von Erkrankungen.

Wir müssen von der Profitorientierung und Privatisierung im Gesundheitsbereich wegkommen. Die Gesundheitsversorgung gehört in staatliche Hand. Konkret fordern wir:

  • flächendeckende und qualitativ hochwertige Gesundheitsversorgung sicherstellen
  • vorausschauende Bedarfsplanungen etablieren, um den Mangel an Allgemeinmediziner*innen oder Kinderärzt*innen zu beenden und den Fachkräftemangel im Gesundheitswesen bekämpfen
  • Bedingungen in der Pflege verbessern:
    • bessere Bezahlungen
    • verbindliche Tarife
    • Arbeitsmodelle wie die 35-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich
  • Drogenkonsum entkriminalisieren
  • Prävention von Drogenkonsum stärken, auch der Volksdrogen Alkohol und Rauchen
  • psychotherapeutische Behandlung deutlich ausbauen
  • Mentale Gesundheit politisch thematisieren und über den gesellschaftlichen Diskurs zur Entstigmatisierung beitragen
  • mehr psychologische Unterstützung in Schulen
  • Module zu Gender, Diversity und Schwangerschaftsabbrüchen verbindlich im Medizinstudium und anderen Ausbildungen zu Gesundheitsfachberufen verankern
  • Erhalt von Krankenhäusern in kommunaler Träger*innenschaft, langfristig Rekommunalisierung privater Krankenhäuser
  • bessere Finanzierung und Stärkung des öffentlichen Gesundheitsdienstes
  • evidenzbasierter und vorausschauender Umgang mit der Corona-Pandemie-Bewältigung und Vorbereitung auf kommende Pandemien

10-Punkte-Plan zur Verbesserung der Pflege

 10-Punkte-Plan zur Verbesserung der Pflege

  1. Grundsätzlich muss durch einen Systemwechsel im Gesundheitswesen gewährleistet werden, dass Krankenhäuser und Pflegeeinrichtungen keinerlei finanzielle Anreize mehr für den Abbau von Stellen im Pflegepersonal bekommen
  2. Deutliche Erhöhung des Einstiegsgehalts und Einführung verbindlicher Tarifverträge in der Pflege
  3. Missbrauch von Werkverträgen, Lohndumping, Einsatz von Leiharbeiter*innen und Verlagerung von Tätigkeitsbereichen in Tochterfirmen (sog. Servicegesellschaften) auf Kosten der Arbeitsbedingungen der Beschäftigten
    im Gesundheitswesen beenden
  4. Verbindliche Regelungen zur Personalausstattung (verbindliche Pflegeschlüssel)
  5. Weitere Verlagerung der Ausbildung an die Universitäten und Steigerung der Anzahl und Attraktivität der Ausbildungsplätze
  6. Vorbereitung von Pflegekräften auf Führungsaufgaben im Gesundheitswesen und Schaffung von beruflichen Aufstiegschancen
  7. Durch bedarfsgerechte Auffächerung der Dienstdauern langfristiger Abbau der individuellen Arbeitsstunden, um u.a. den hohen körperlichen und psychischen Belastungen vorzubeugen
  8. Sensibilisierung von Politik und Gesellschaft für den Stellenwert der Arbeit der Pflegekräfte
  9. „FairCare“-Siegel für faire und legale Arbeitsbedingungen von Pflegekräften aus dem Ausland
  10. Politisch verbindliche Mitbestimmung der Pflegeberufe und Partizipation an Entscheidungsprozessen auf allen Ebenen

Entstigmatisierung psychischer Störungen

Menschen mit psychischen (seelischen, mentalen) Störungen werden in unserer Gesellschaft immer noch stigmatisiert. Ihre Lebensrealität wird von der Gesellschaft zu häufig nicht anerkennt. Die schadet nicht nur der Lebensqualität der Betroffenen, sondern steht auch einer effektiven Früherkennung und Prävention im Weg. Deshalb müssen ausführliche Maßnahmen zur Entstigmatisierung psychischer Störungen getroffen werden.

Die GRÜNE JUGEND Schleswig-Holstein fordert deshalb die Landesregierung und die Landtagsfraktion dazu auf, folgende Punkte umzusetzen:

  1. Psychische Störungen und der Umgang mit den Betroffenen müssen stärker in die medizinische und gesundheitliche Ausbildung integriert werden, um einen sensibleren Umgang des medizinischen Personals zu schaffen.
     
  2. Forschungen im Bereich der therapeutischen Psychologie müssen ausgebaut werden, denn trotz der hohen Prävalenz und Krankheitslast sind viele Mechanismen und Ursachen von psychischen Störungen noch immer nicht verstanden.
     
  3. Die psychotherapeutische Versorgung muss ausgebaut werden, damit Wartezeiten von teilweise mehreren Monaten nicht länger Normalität sind.
     
  4. Über Aufklärungskampagnen und Integration in die gesundheitlicheAufklärung in Schule, Ausbildung und Studium muss das gesellschaftliche Bewusstsein bzgl. psychischer Störungen verstärkt werden.
     
  5. Die Inanspruchnahme ärztlicher und therapeutischer Hilfe bei psychischen Störungen sollte kein Ausschlusskriterium mehr für eine Verbeamtung darstellen, sofern die psychische Störung den weiteren Berufsweg nicht massiv einschränkt. Die Anwärter*innen für eine Beamtenlaufbahn sollen damit unterstützt werden, sich frühzeitig psychologische Hilfe zu suchen, anstatt eine mögliche Erkrankung aus Angst vor einer Ablehnung der Verbeamtung zu verschleppen.
     
  6. Arbeitgeber*innen, die ihren Arbeitnehmer*innen besonders monotone oder stressige Arbeitsbedingungen/Arbeitsplätze bieten, müssen ihren Arbeitnehmer*innen Konzepte  zum Stressabbau und zur Förderung der eigenen psychischen Gesundheit anbieten.
     
  7. Bei der Durchführung aller Punkte sollte auf die Erkenntnisse aus verschiedenen Studien mit Betroffenen geachtet werden. So wirken z.B. bildliche Darstellungen von Menschen mit seelischen Erkrankungen fast immer kontraproduktiv und führen dazu, dass Menschen noch mehr von Hilfe abgeneigt sind.
     
  8. Die Inanspruchnahme ärztlicher und therapeutischer Hilfe bei psychischen Erkrankungen sollte kein Ausschlusskriterium mehr für eine Verbeamtungdarstellen, sofern die psychische Erkrankung den weiteren Berufsweg nicht massiv einschränkt. Die Anwärter*innen für eine Beamtenlaufbahn sollen damit unterstützt werden, sich frühzeitig psychologische Hilfe zu suchen, anstatt eine mögliche Erkrankung aus Angst vor einer Ablehnung der Verbeamtung zu verschleppen.

Gendermedizin fördern!

Die GRÜNE JUGEND Schleswig-Holstein setzt sich für eine stärkere Förderung der
Gendermedizin ein. Darüber hinaus bedarf es einer grundsätzlichen Aufklärung
über die wesentlichen geschlechtsspezifischen und medizinischen Anforderungen an
eine ganzheitliche Gesundheitsversorgung.

Denn die Medizin orientiert sich zu sehr am männlichen Geschlecht einerseits,
und noch immer überwiegend an einer Vorstellung einer eindeutigen
zweigeschlechtlichen Einteilbarkeit der Gesellschaft andererseits. Das führt vor
allem für Frauen*, queere und nicht-binäre Menschen zu einer unzureichenden
Gesundheitsversorgung.

Deshalb bedarf es einiger wesentlicher Änderungen:

  • Aufklärung der Bevölkerung über die wesentlichen medizinischen
    Unterschiede der Geschlechter, insbesondere der typischen Symptome bei
    Krankheiten
  • Einführung des verpflichtenden Faches „Gendermedizin“ für alle
    medizinischen Ausbildungen und Studiengänge
  • Förderung der medizinischen Forschung im Bereich der „Gendermedizin“
  • Standardisierung des Mannes als Normgeschlecht im pharmazeutischen Bereich
    beenden, beispielsweise bei Studien für neue Medikamente
  • Berücksichtigung spezifischer Bedarfe von trans*, inter* und nicht-binären
    Menschen

Eine geschlechtsspezifische Behandlung muss mithilfe der genannten Änderungen
zum Standard werden.

Diese könnten über dies hinaus dazu beitragen, nicht nur die Benachteiligung von
Frauen* und nicht-binären Menschen im medizinischen, sondern auch die leider
immer noch andauernde systemische Bevorteilung des männlichen Geschlechts in
gesellschaftlichem Kontext zu beenden.

Der Landesverband der GRÜNEN JUGEND Schleswig-Holstein setzt sich auf folgenden
Bundeskongressen und Landesparteitagen von B´90/Die Grünen Schleswig-Holstein
für die Beschlussfassung des im Antrag formulierten Anliegens ein.

Die Landtagsfraktion wird dazu aufgefordert, das Anliegen bestmöglich
umzusetzen.