Mobilität : Unsere Ideen und Forderungen zur Landtagswahl 2022

Wir wollen die Mobilität in Schleswig-Holstein bis 2035 in die Klimaneutralität führen. Unsere Vision von Mobilität stellt den Menschen in den Mittelpunkt: wir wollen weg von einer Mobilitätspolitik, die auf das Auto ausgerichtet ist, hin zu öffentlicher Verkehrsinfrastruktur, die alle Menschen mitnimmt. Die konkreten Schritte dafür sind:

  • Mobilitätsgarantie: halbstündige Anbindung an den ÖPNV von mindestens 6 bis 23 Uhr
  • kurzfristig ÖPNV massiv stärken:
    • Mobilitätsabgabe für Städte, kreisweite Bürger*innentickets ermöglichen
    • für Menschen unter 27 Jahren komplett kostenfreier Zugang
    • Taktung massiv erhöhen
    • Einbindung von neuen Mobilitätsangeboten (z.B. On-Demand-Verkehren oder Leihrädern) in den ÖPNV, gerade im ländlichen Raum
  • mittelfristig umlagefinanzierter, landesweiter öffentlicher Verkehr für alle
    • sozial gestaffelte ÖPNV-Umlage
  • Häfen bis 2030 klimaneutral:
    • gesamter Hafenbetrieb klimaneutral
    • klimaneutraler Schiffsverkehr als Voraussetzung zur Nutzung von Häfen in Schleswig-Holstein
    • Landstromanlagen mit Abnahmepflicht für landstromfähige Schiffe an allen großen Häfen
  • explizite Förderung des Schienen-Personen-Nahverkehrs (SPNV), wie z.B. Straßenbahnen oder Nahverkehrszüge
  • klimaneutraler Güterverkehr bis 2030: Straßen von ineffizientem Lastverkehr befreien und
  • auf die Schiene umsteigen
  • öffentliche Infrastruktur barrierefrei, sicher und für Kinder nutzbar machen
  • Investitionen in öffentlichen Verkehr, Rad- und Fußinfrastruktur statt in Autoinfrastruktur
  • Ausbau der Rad- und Fußinfrastruktur:
    • breite, ebene und gut instand gehaltene Fahrrad- und Fußwege

vorhandene Velorouten stärken und den Ausbau als priorisiertes lokales Verkehrsprojekt einstufen

Grüne Jugend Schleswig-Holstein gegen A20-Weiterbau

Die Grüne Jugend Schleswig-Holstein positioniert sich klar gegen den Ausbau der A20 von Schleswig-Holstein nach Niedersachsen. Das Projekt, gegen das seit Jahrzehnten protestiert wird, soll nun dank der neuen Ampel-Koalition auf den Prüfstand gestellt werden, um die ökonomische, ökologische und logistische Notwendigkeit und Sinnhaftigkeit zu hinterfragen. 

“Wir hoffen, dass der Irrwitz dieser autofokussierten Politik erkannt und der Ausbau der A20 endlich gestoppt wird. Alle Fakten sprechen dagegen!”, sagt Sophia Marie Pott, Sprecherin der GRÜNEN JUGEND Schleswig-Holstein, “Diese erneute Prüfung begrüßen wir als Grüne Jugend sehr.” 

Das Projekt ist vor der Jahrtausendwende geplant, die Kosten sind inzwischen auf sieben Milliarden Euro explodiert, so eine Studie des BUND. Laut Bundesverkehrsministerium ist es das klimaschädlichste Projekt des Bundesverkehrswegeplans. Und nicht nur das: da die Strecke durch Moore führt und dort weitere Fläche versiegelt werden müssten, stellt die A20 eine große Bedrohung für die Biodiversität dar.

“Die Absurdität dieser Autobahn manifestiert sich darin, dass erste Abschnitte des Projekts frühestens 2030 fertig werden sollen. 2030 gibt es allerdings hoffentlich schon einen Neubaustopp für fossile Verbrenner und insgesamt deutlich weniger motorisierten Individualverkehr: die Zeit für neue Autobahnen ist vorbei!”, insistiert Sophia Marie Pott, “Es geht nicht um Wirtschaft gegen Klima, sondern um Infrastruktur für die Menschen vor Ort. Und die werden 2030 ganz andere Bedürfnisse haben, als es vor der Jahrtausendwende, als dieses Projekt geplant wurde, der Fall war. Das muss auch Bernd Buchholz verstehen.”

Morgen, am 07. Dezember, findet in Leipzig die Gerichtsverhandlung einer Klage statt, die gegen diese Autobahn eingereicht wurde. Die Grüne Jugend freut sich über diese Initiative und hofft auf die Berücksichtigung der Belange kommender Generationen.

Für eine feministische Verkehrspolitik

Im Verkehrssektor arbeiten ca. 78% Männer und prägen eine stereotypisch
männliche Sichtweise. So ist unser aktuelles Mobilitätskonzept auf die
Bedürfnisse traditioneller Familien mit einem Alleinverdiener zugeschnitten. Bei
der Planung von Mobilitätsinfrastruktur werden primär Arbeitswege kalkuliert,
die mit dem Auto angetreten werden. Care Arbeit, also Kinderbetreuung,
Angehörigenpflege oder Einkaufen wird in der Streckenplanung meist nicht
bedacht. Dabei sind es Frauen, die noch immer die meiste Sorgearbeit erledigen
und dafür aktuell auf gute Querverbindungen, Wegenetze und Barrierefreiheit
angewiesen sind. Vor Allem, weil deutlich mehr Männer ein Auto besitzen und
fahren. Mehr Männer erhalten Dienstwagen und selbst das Familienauto gehört in
etwa ⅔ der Fällen dem Mann.

Doch Mobilität ist ein Grundrecht und sollte für alle gemacht sein. Unser
Mobilitätskonzept sollte so ausgerichtet sein, dass alle davon profitieren.

Daher setzen wir uns als Grüne Jugend ein für:

  • eine verstärkte Einkalkulierung von Wegeketten in die
    Verkehrsbedarfsplanung: Viele Städte sind in der Verkehrsplanung
    sternförmig gedacht, vom Wohnort in die Innenstadt zur Arbeit. Eine Stadt,
    die Sorgearbeit einkalkuliert, muss Querverbindungen und Wegeketten mit
    einkalkulieren. Meistens befinden sich diese in einem Radius von unter
    10km. Daher braucht es zuverlässige, gut ausgebaute Fuß- und Radwege und
    ein ÖPNV Netz, dass auf eine dichte Taktung auf kürzeren Strecken in
    Wohnortnähe setzt.
  • Mehr multimodale Mobilitätsideen: Da Frauen deutlich häufiger die Wege
    ohne Auto bestreiten, sind sie angewiesen auf verschiedene Verkehrsträger.
    Dabei muss eine Vernetzung der Verkehrsträger mit eingeplant werden.
  • Mehr Sicherheit für den Verkehr ohne Auto: Für Wege mit Kindern ist es
    wichtig, dass Rad- und Fußwege breit ausgebaut sind und gut beleuchtet,
    sodass sie sichere Mobilität für Kinder und ältere Menschen ermöglichen.
  • Verletzungsrisiko für Frauen verringern: Crashtestpuppen, die genutzt
    werden, um Unfallauswirkungen zu testen, werden auf durchschnittlich
    männliche Körper zugeschnitten. Dadurch ist das Risiko für Frauen, bei
    einem Unfall verletzt zu werden, um 47% höher. Crashtestpuppen müssen auf
    verschiedene Körpergrößen und Geschlechter zugeschnitten werden.
  • Mitnahme von Kindern in Verkehrsplanung einkalkulieren: Gerade viele neue
    Mobilitätsangebote wie E-Scooter, Leihfahrräder oder Carsharing sind nicht
    auf die Mitnahme von Kindern ausgerichtet. Zu Teilen, weil sie nur für
    eine Person gedacht sind, zu Teilen, weil Kindersitze oder Ähnliches nicht
    mit einkalkuliert werden. Daher sollte bei der Planung von
    Verkehrsangeboten die Möglichkeit von Kindermitnahme mit bedacht werden.
  • Keine Bevorzugung mehr für Autos und Autoinfrastruktur gegenüber anderen
    Verkehrsträgern: Sowohl platztechnisch als auch finanziell werden Autos
    weiterhin bevorzugt. Es darf keine Priorisierung von motorisiertem
    Individualverkehr mehr geben.

Junge Leute Ticket, statt Stückwerk im ÖPNV

Die Grüne Jugend Schleswig-Holstein fordert die Einführung eines „Junge Leute
Tickets“ für alle Personen unter 25 Jahren in Schleswig-Holstein. Angelehnt an
das bestehende Semester-Ticket für Studierende sollen mit einem solchen Ticket
alle Personen unter 25 Jahren den kompletten ÖPNV in Schleswig-Holstein und
Hamburg für unter 300€ im Jahr nutzen können.

Zudem sollte mit der Einführung eines solchen „Junge Leute Tickets“ eine
barrierearme Möglichkeit zur Reduktion des Ticketpreises geschaffen werden.