Ich bin Anna, 37, trans* weiblich, und seit Januar 2016 Koordinatorin des Vereins HAKI e.V., der queere Emanzipationsarbeit in Schleswig-Holstein leistet und in Kiel ein queeres Zentrum unterhält. Diese Position gibt mir die Möglichkeit, mich für viele queere Anliegen zu engagieren und Einblicke in die Vielfalt queerer Themen zu behalten: In der HAKI kommen Selbsthilfe, Beratung, Bildungs- und Antidiskriminierungsarbeit, Freizeitgestaltung, Menschenrechtsarbeit und mehr zusammen, was ein spannendes und zugleich herausforderndes Perspektivenspektrum bedeutet.
Auch durch meine eigene Biografie liegt mir der Einsatz für geschlechtliche Vielfalt und eine geschlechtsvariante Gesellschaft besonders am Herzen:
Das Aufbrechen enger Geschlechtervorstellungen bedeutet Entwicklungs- und Entfaltungsfreiheit für alle Menschen.
Dem menschenrechtlichen Anspruch nach selbstbestimmter Anerkennung vor dem Gesetz muss Deutschland in Bezug auf Geschlecht endlich nachkommen. Hierfür braucht es schnelle, einfache, zugängliche, auf Selbstbestimmung basierte Verfahren zur Änderung von Namen und Personenstand: Das Transsexuellengesetz (TSG) muss endlich abgeschafft werden!
Die trans*spezifische Gesundheitsversorgung ist in Deutschland vielerorts mangelhaft: Hier brauchen wir eine bedürfnisorientierte, flächendeckende Versorgung.
Studien zeigen wieder und wieder, dass Menschen, deren Auftreten, deren Kleidung, deren Körperlichkeit nicht den jeweils gängigen Vorannahmen zu Geschlecht entsprechen, in besonderem Maße Diskriminierung erfahren. Deshalb brauchen wir Bildung, Aufklärung und wirksamen Schutz vor Diskriminierung aufgrund des Geschlechts und der Geschlechtsidentität.
In den letzten Jahren hat sich manches im Bereich Geschlechtervielfalt bewegt. Der pathologisierende und bevormundende Blick auf trans*, inter* und genderqueere Menschen ist in Politik und Gesellschaft allerdings immer noch weit verbreitet und erschwert und verlangsamt den Fortschritt. Wir haben noch viel zu tun.