Trinkwasser schützen – Klärschlamm runter von den Feldern

Die Grüne Jugend Schleswig-Holstein fordert die Landesregierung und vor allem
das Ministerium für Energiewende, Landwirtschaft, Umwelt, Natur und
Digitalisierung des Landes Schleswig-Holstein dazu auf, die
Klärschlammverordnung in Punkto Entsorgung dahingehend zu verändern, dass der
durch die Reinigung unseres Trinkwassers entstehende Klärschlamm ab sofort nicht
mehr auf unseren Feldern, sondern thermisch in Monoverbrennungsanlagen entsorgt
wird. Neben der Schaffung von Verbrennungskapazitäten sollten ebenfalls dringend
Lagerkapazitäten für den getrockneten Klärschlamm geschaffen werden. Der Bau
dieser Verbrennungsanlagen muss sofort angegangen werden!

Die Grüne Jugend Schleswig-Holstein fordert die regierenden Parteien in Bund,
Land und Kommunen dazu auf, Klärschlamm zukünftig in Pyrolyseanlagen zu
Pflanzenkohle zu verarbeiten und anschließend als Düngemittel, in der
Tiermedizin oder der Geruchsneutralisierung bei Gülle zu verwenden.
Bei der Klärschlammpyrolyse müssen die Möglichkeiten für die Rückgewinnung von
dem endlichen, aber für die Nahrungsmittelversorgung unerlässlichen Phosphor
ausgeschöpft werden.
Zu diesem Zweck muss unter anderem die bundesweite Düngemittelverordnung
angepasst werden, in der Pflanzenkohle noch nicht als mögliches Düngemittel
aufgelistet ist, auch wenn diese z.B. in Kainberg in Österreich bereits sehr
erfolgreich zum Düngen von Pflanzen eingesetzt wird.
Die Kommunen sollten statt Monoverbrennungsanlagen den Bau von Pyrolyseanlagen
planen, bzw. diese schrittweise ersetzen. Sie sollten außerdem Konzepte zum
Verkauf der entstandenen Pflanzenkohle entwickeln. So wird der Kohlenstoff in
den Kreislauf zurückgeführt und nicht in der Atmosphäre eingelagert, wo er den
Klimawandel anheizt.
Die entsprechenden Gesetze auf EU-, Bundes-, Landesebene sind begleitend
dahingehend zu ändern, dass die Klärschlammentsorgung in diesem Sinne
umgestaltet wird.

Hintergrund:
Bei Klärschlamm als Düngemittel sind vor allem die organischen, also
kohlenstoffhaltigen Schadstoffe problematisch. Diese zerfallen durch die
Pyrolyse zu Pflanzenkohle und werden damit zu einem wertvollen Düngemittel. Die
Schwermetallbelastung ist dagegen an den meisten Orten sehr niedrig. In Kiel ist
z.B. nur die Quecksilberbelastung relevant hoch. Dennoch ist die Festlegung und
Einhaltung von Grenzwerten notwendig und sinnvoll.
Bei der Phosphorrückgewinnung ist die Ausbeute kaum niedriger als bei
Monoverbrennungsanlagen, dafür ist zudem das gewonnene Phosphor von höherer
Qualität.
An verschiedenen Orten der Welt (u.a. in Tokyo, aber auch in Deutschland) sind
bereits Klärschlammpyrolyseanlagen im Einsatz. Im Gegensatz zu
Monoverbrennungsanlagen haben sie den Vorteil, dass sie in Modulen (also Stück
für Stück) dazu gebaut werden können, was sie flexibler und effizienter macht.

Bundesregierung bricht Klimavertrag von Paris

Fossile Stromerzeugung soll bis 2025 mindestens gleichbleiben. Das steht im Entwurf zur EEG-Novelle, die am 24.6. in die erste Lesung ging.

Erneuerbare Energien 2015 + Atomkraft 2015 = 45 % der Bruttostromerzeugung= Maximaler Anteil Erneuerbare Energien 2025 nach der EEG-Novelle 2016.

Bildschirmfoto 2016-06-28 um 18.17.18


Infografik von Strom-Report.de
Der Anteil der fossilen Energien bleibt mindestens gleich. Damit ist ernsthafter Klimaschutz in den nächsten 9 Jahren nicht möglich. Der Atomstrom fällt zudem bis 2022 weg. Das heißt, wir hätten entweder von 2022 bis 2025 keinen Zubau an Erneuerbaren Energien, oder wir haben vor 2022 einen Zuwachs an fossiler Energieerzeugung.

Was die Bundesregierung beschließt, ist das eine: die Realität etwas ganz anderes. Das 1.5 Grad-Ziel des Pariser Vertrags erfordert bis 2025 den Kohleausstieg (New Climate Institute). Bei gleichbleibenden Rahmenbedingungen wäre sogar in 5 Jahren das 1.5 Grad-Budget an Treibhausgasen gesprengt (Wagner und Hankamer; Carbon Brief). Der Klimavertrag von Paris wird damit gebrochen: die Bundesregierung bekundet mit der EEG-Novelle ihre Absicht, die Globale Erwärmung mindestens auf deutlich über 1.5 Grad zu steigern. Auch die gesetzlich festgelegten Ziele bis 2050 werden deutlich verfehlt (Nitsch): und damit das 2-Grad-Ziel, für das schon das Jahr 2050 grenzwertig ist (Carbon Brief). Während die Bundesregierung auf den Klimawandel pfeift, sind die ersten Opfer des Klimawandels schon hier oder ersaufen im Mittelmeer: vor der Eskalation des Syrienkriegs stand eine Jahrhundertdürre. Der Zusammenhang zwischen Klimawandel und Syrienkrieg ist inzwischen wissenschaftlich anerkannt (Kelley). Und die Vereinigten Nationen schätzen, dass die Zahl der Klimaflüchtlinge bis 2050 auf 250 Millionen anschwellen wird (Tenbrock). Ein Schwerpunkt: der Nahe Osten.

Quellen:

Carbon Brief: http://www.carbonbrief.org/analysis-only-five-years-left-before-one-point-five-c-budget-is-blown

Wagner und Hankamer: http://journals.plos.org/plosone/article?id=10.1371/journal.pone.0149406

New Climate Institute: https://newclimateinstitute.files.wordpress.com/2016/02/160222_klimaschutz_paris_studie_02_2016_fin_neu1.pdf

Nitsch-Studie: http://www.bee-ev.de/fileadmin/Publikationen/Infografiken/Grafiken_Energiewende_nach_COP21_Nitsch_2016.pdf

Kelley: http://www.pnas.org/content/112/11/3241.full, zuletzt geprüft am 11.12.2015.

Tenbrock: http://www.zeit.de/2009/42/Klimafluechtlinge

Autor: Luca Brunsch

Divestment

Die Grüne Jugend Schleswig-Holstein fordert Bund, Länder, Kommunen und generell juristische Personen in öffentlicher Hand, insbesondere in Schleswig-Holstein, dazu auf, ihr Kapital aus Unternehmen o.Ä., die, z.B. durch Kohleverbrennung oder Abholzen von Regenwald den Klimawandel in relevantem Ausmaß befördern, abzuziehen. Wir sprechen uns jedoch weiterhin dafür aus Stadtwerke und Stromnetze in öffentlicher Hand zu behalten, der wieder in diese zurück zu führen.

Nachruf der Grünen Jugend SH zu den weltweiten Klimaschutzprotesten und dem UN-Klimagipfel

Dieser Sonntag, der 21. September 2014 wird auf ewig ein historisches Datum bleiben. Hoffentlich.

Klimagerechtigkeit. Ein ambitioniertes, verbindliches Klimaschutzabkommen. 100 % Erneuerbare Energien. Und das am liebsten heute statt morgen.

An die 700.000 Menschen sind am Sonntag in über 150 Ländern und 2800 Orten der Welt auf die Straßen gegangen und haben damit eine klare Botschaft an die Staats- und Regierungschefs dieser Erde gesendet. Wir haben verstanden, dass wir handeln müssen. Jetzt seid ihr an der Reihe!

Auf die gewaltigen Proteste vom Wochenende folgte wie zu erwarten Ernüchterung. Der Klimagipfel des UN-Generalsekretärs Ban- Ki- Moon endete,wie so viele Klimagipfel zuvor, in einem Kaffeeklatsch einiger mächtiger Personen der Politik,Wirtschaft und des öffentlichen Lebens.

Immerhin. Kleinere Zusagen wurden getroffen. So ist ein Abkommen unterzeichnet worden, dass die Abholzung des globalen Waldbestandes bis 2030 gestoppt werden soll. So haben mehrere Staats- und Regierungschefs etwa fünf Milliarden US-Dollar für den Kampf gegen die Klimaerwärmung zugesagt. So hat EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso erneut bekräftigt, dass die EU bis 2030 den Ausstoß von Treibhausgasen auf 40% unter den Stand von 1990 senken möchte.

Doch die versprochenen Gelder sind noch bei weitem zu wenig, wenn wir in Zukunft nicht doppelt zahlen wollen. So mahnte der Vorsitzende des Weltklimarates, Rajendra Pachauri: ,,Uns wird gesagt, dass der Kampf gegen den Klimawandel zu teuer sein wird. Das stimmt nicht. Wartet ab, bis wir die Rechnung für das Nichthandeln bekommen!“

Wir freuen uns als Grüne Jugend SH über die internationale Protestbewegung und sehen uns in der Pflicht, durch weitere Öffentlichkeitsarbeit den Druck auf die Politiker*Innen dieser Erde hochzuhalten.

Ganz besonders kritisch verfolgen wir die Arbeit unserer Bundesregierung, da es Frau Merkel anscheinend nicht nötig hat, einer solch wichtigen Einladung wie der zum Ban- Ki-Moon Gipfel zu folgen. Noch dieses Jahr möchte schwarz-rot ein Maßnahmenbündel zur Treibhausgasreduzierung in Deutschland auf den Weg bringen. Es bleibt spannend…

[Der Beitrag wurde von Tarik Pahlenkemper verfasst. Tarik ist Schüler aus Schleswig und hat gemeinsam mit der Grünen Jugend Schleswig am 23. September zu einer Klimaaktion in der Innenstadt aufgerufen. Die Fotos stammen von der Aktion.]

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