Im Verkehrssektor arbeiten ca. 78% Männer und prägen eine stereotypisch
männliche Sichtweise. So ist unser aktuelles Mobilitätskonzept auf die
Bedürfnisse traditioneller Familien mit einem Alleinverdiener zugeschnitten. Bei
der Planung von Mobilitätsinfrastruktur werden primär Arbeitswege kalkuliert,
die mit dem Auto angetreten werden. Care Arbeit, also Kinderbetreuung,
Angehörigenpflege oder Einkaufen wird in der Streckenplanung meist nicht
bedacht. Dabei sind es Frauen, die noch immer die meiste Sorgearbeit erledigen
und dafür aktuell auf gute Querverbindungen, Wegenetze und Barrierefreiheit
angewiesen sind. Vor Allem, weil deutlich mehr Männer ein Auto besitzen und
fahren. Mehr Männer erhalten Dienstwagen und selbst das Familienauto gehört in
etwa ⅔ der Fällen dem Mann.
Doch Mobilität ist ein Grundrecht und sollte für alle gemacht sein. Unser
Mobilitätskonzept sollte so ausgerichtet sein, dass alle davon profitieren.
Daher setzen wir uns als Grüne Jugend ein für:
- eine verstärkte Einkalkulierung von Wegeketten in die
Verkehrsbedarfsplanung: Viele Städte sind in der Verkehrsplanung
sternförmig gedacht, vom Wohnort in die Innenstadt zur Arbeit. Eine Stadt,
die Sorgearbeit einkalkuliert, muss Querverbindungen und Wegeketten mit
einkalkulieren. Meistens befinden sich diese in einem Radius von unter
10km. Daher braucht es zuverlässige, gut ausgebaute Fuß- und Radwege und
ein ÖPNV Netz, dass auf eine dichte Taktung auf kürzeren Strecken in
Wohnortnähe setzt.
- Mehr multimodale Mobilitätsideen: Da Frauen deutlich häufiger die Wege
ohne Auto bestreiten, sind sie angewiesen auf verschiedene Verkehrsträger.
Dabei muss eine Vernetzung der Verkehrsträger mit eingeplant werden.
- Mehr Sicherheit für den Verkehr ohne Auto: Für Wege mit Kindern ist es
wichtig, dass Rad- und Fußwege breit ausgebaut sind und gut beleuchtet,
sodass sie sichere Mobilität für Kinder und ältere Menschen ermöglichen.
- Verletzungsrisiko für Frauen verringern: Crashtestpuppen, die genutzt
werden, um Unfallauswirkungen zu testen, werden auf durchschnittlich
männliche Körper zugeschnitten. Dadurch ist das Risiko für Frauen, bei
einem Unfall verletzt zu werden, um 47% höher. Crashtestpuppen müssen auf
verschiedene Körpergrößen und Geschlechter zugeschnitten werden.
- Mitnahme von Kindern in Verkehrsplanung einkalkulieren: Gerade viele neue
Mobilitätsangebote wie E-Scooter, Leihfahrräder oder Carsharing sind nicht
auf die Mitnahme von Kindern ausgerichtet. Zu Teilen, weil sie nur für
eine Person gedacht sind, zu Teilen, weil Kindersitze oder Ähnliches nicht
mit einkalkuliert werden. Daher sollte bei der Planung von
Verkehrsangeboten die Möglichkeit von Kindermitnahme mit bedacht werden.
- Keine Bevorzugung mehr für Autos und Autoinfrastruktur gegenüber anderen
Verkehrsträgern: Sowohl platztechnisch als auch finanziell werden Autos
weiterhin bevorzugt. Es darf keine Priorisierung von motorisiertem
Individualverkehr mehr geben.